August 2021
Sogenannte Multi-Currency-Wallets oder auch Universelle Wallets sind eine gute Idee und sehr praktikabel. Das zumindest suggeriert der Name. Jeder Kryptofan weiß nämlich, wie aufwendig und nervig es ist, für verschiedene Coins und Tokens unterschiedliche Wallets zu betreiben, wenn man seine Währungen nicht auf den Exchanges liegen lassen will, was nicht empfehlenswert ist.
Ein Wallet zu haben, das alle eigenen Kryptowährungen aufnehmen und managen kann, wäre also ein prima Sache.
Und so haben sich verschiedendste Anbieter aufgemacht, entsprechende Wallets zu entwickeln und zur Verfügung zu stellen. Manche mit wenig Aufmerksamkeit erregender Werbung, manche mit ziemlichem 'Getöse'. So hat z.B. die Blockchain ETHOS ein universelles Wallet als Geschäftsidee und will damit das Finanzwesen der Zukunft verändern. Die "universal wallet" wurde monatelang angekündigt und kam dann im Juli 2018 endlich mit einigem werblichen Aufwand und dramaturgischer Inszenierung, zunächst nur für einige Länder und dann endlich auch global.
Die Erwartungshaltung der Ethos-Fangemeinde war groß. Was würde das Wallet (UW) können, und wie würde es aussehen ?
Der Autor war einer der ersten, der das Wallet in Deutschland (nach den Niederlanden) zur Verfügung hatte. Optisch schön gestaltet und gelungen, war dann die Ernüchterung ziemlich groß. Das UW von Ethos bietet die Basisfunktionen des Empfangens und Sendens von Währungen, sowie eine Auswahl von Coins und Tokens für das eigene Ethos-Wallet. Dazu auch noch die Einrichtung eines Blockfolios (Watchfolio genannt) mit anderen Währungen, die man sein eigen nennt, die aber nicht im Ethos-UW vorhanden sind.
Und damit wäre der Punkt der Enttäuschung auch schon genannt. Denn das sogenannte universelle Wallet bietet lediglich einige Coins und Tokens an, jedoch leider (was Zufall sein mag) nicht diejenigen, die der Autor sein eigen nennt und gerne gespeichert hätte. Ethos will die Liste zwar erweitern, aber bislang sind lediglich die üblichen großen Coins wie Bitcoin, Litecoin, Bitcoin Cash, Ehereum, sowie einige ERC20-Token verfügbar. Das ist leider nicht universell. Von weiteren Funktionen des Wallets gar nicht zu sprechen. Natürlich mag es sein, dass an Erweiterungen gearbeitet wird. Aber wer ein universelles Wallet mit viel Lautstärke ankündigt, und dann etwas nicht einmal Halbfertiges präsentiert, macht keinen so besonders auszeichnungswürdigen Job.
Womit die Frage gestellt werden muss, was ein universelles Wallet oder ein Multi-Currency-Wallet denn eigentlich können sollte. Natürlich sollte es rein technisch ohne Makel und fehlerfrei funktionieren und auch ein gutes Aussehen kann nicht schaden. Doch letzteres ist wohl eher ein nachrangiges Kriterium.
Atomicwallet | Trust wallet | Coinomi wallet |
Deshalb sollen hier die Funktionen und Merkmale gelistet sein, die ein wirklich gutes universelles Wallet haben muss:
- Es muss alle großen und bedeutenden Coins und Tokens gelistet haben, inklusive der Exoten wie XRP und Stellar, sowie der Coins mit eigenem Mainnet wie z.B. Cardano, EOS, Tron, Elastos, VeChain, Nebulas, Digibyte, Dash, Monero etc. Und natürlich muss es neben ERC20 auch alle NEP5-Token neben NEO aufführen (Ontology, DeepBrain Chain, Trinity, usw.)
- Nano und IOTA als Non-Blockchain-Coins wären wünschenswert
- Es muss Airdrops namentlich gelisteter Währungen automatisch unterstützen
- Es muss sonstige Airdrops noch nicht namentlich gelisteter Token (z.B. an ERC20-Adresse) unterstützen
- Es muss Staking-Optionen automatisch unterstützen ("Staking-Dividenden" wie bei EOS, NEO, VeChain, Ontology)
- Es muss Mainnet-Wechsel automatisch unterstützen oder zumindest darauf hinweisen
- Es muss eine Tauschfunktion integriert haben, am besten mit Atomic Swap, mindestens aber mit Tauschplattformen wie Changelly oder Shapeshift
- Es sollte eine Bezahlfunktion besitzen
- Es muss ein Fiat-Währungs-Tor haben, so dass Euros oder Dollars ein-/ausgezahlt werden können
- Es sollte mobil und als Desktop-Version zur Verfügung stehen
- Die Private Keys dürfen nur dem Eigentümer der Währungen / dem Einrichter des Wallets bekannt sein und das Wallet nicht verlassen
- Es muss mit Fingerabdruck oder/und 2FA-Code (2 Faktor-Authentifizierung) gesichert sein
- Auszahlungen müssen mehrfache absicherbar sein (2FA und Email)
- Es sollte mehrere Sprachen unterstützen, darunter Deutsch
Noch gibt es kein Multi-Currency-Wallet, was diese Kriterien erfüllt, obwohl bereits einige auf gutem Wege sind. Es wird wohl noch einige Zeit in Anspruch nehmen, bis die Entwicklung zufriedenstellend ist. Solange muss sich ein Kryptofan, der viele verschiedene Coins und Tokens besitzt, noch mit mehreren separaten Wallets herumschlagen.
Der Autor nutzt selbst das Atomicwallet, weil es seiner Meinung nach die meisten Funktionen erfüllt, sehr viele Coins und Tokens unterstützt und eine gute, einfache und übersichtliche Bedienoberfläche besitzt. Es wird als Desktop- und mobiles Wallet angeboten.
=> siehe Multi-Currency-Wallet-Übersicht als PDF
Natürlich müssen neben den im Vergleich genannten mobilen und Desktop-Wallets auch die verfügbaren Hardware-Wallets genannt werden, die aufgrund der Tatsache, dass man sie vom Computer und damit von einer online-Verbindung lösen kann, als sehr sicher gelten. Der Nachteil, den viele Kryptofreunde jedoch nicht mögen, ist das umständliche Handling und die reduzierte Funktionalität.
Am bekanntesten und weitesten verbreitet ist das Ledger Nano (S) Wallet, das wie ein USB-Stick aussieht und sehr einfach funktioniert. Es kann aktuell die meisten Coins und Tokens aufbewahren, aber mit vielen mobilen Software Multicurrency-Wallets icht Schritt halten. Hier drei sehr gängige Vertreter:
- Ledger Nano S/X: funktional, klein und handlich, etwas umständlich zu bedienen; große Anzahl an Coins und Token; Preis: ca. 59,-/119,-€
- Trezor: klein, etwas kompliziert zu bedienen; wenige Coins (8) plus ERC20 Token; Preis: ca. 59,-€
- Ledger Blue: weniger Coins und Token; gutes Handling mit Screen; sehr teuer: ca. 360,-€
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