Die ursprüngliche Idee hinter Kryptowährungen und Blockchain war und ist, ein verteiltes, dezentrales und öffentliches Netzwerk zu schaffen, das keine zentrale Kontrollinstanz besitzt und für jeden frei zugänglich ist. Mit dieser Idee ist Bitcoin als erste dezentrale Kryptowährung entstanden und sind Blockchain-Plattformen wie Ethereum konzipiert, auf denen dezentrale Anwendungen entwickelt werden können.
Mittlerweile gibt es hunderte von Kryptowährungen und hunderte von Blockchain-Plattformen und tausende von Anwendungen. Bislang sind nahezu alle öffentliche Netzwerke bzw. Datenbanken. Sie unterscheiden sich u.a. im Grad ihrer Dezentralisierung bzw. globalen Verteilung.
Je mehr Netzwerk-Knoten eine dezentralisierte Blockchain besitzt, desto verteilter und sicherer ist sie, was Kontrolle, Zensur und Manipulation betrifft. Über diesen Grad an Dezentralisierung ist in der Kryptogemeinde eine heisse Diskussion entbrannt, insbesondere die Netzwerke betreffend, die nur wenige Knoten zur Durchführung des Konsensusalgorithmus und zur Entscheidungsfindung besitzen.
Ganz vorne in der Kritik steht dabei EOS. Manche Kritiker gehen soweit, zu behaupten, es handle sich hier nicht um eine öffentliche Blockchain, sondern um eine zentrale Datenbank. Dies bringt die große EOS-Gemeinde naturgemäß auf die Palme und zu heftigen Gegenreaktionen. Fakt ist jedoch, dass das EOS-Protokoll lediglich mit 21 Knoten auskommt, die über Wohl und Wehe von Transaktionen und Entscheidungen befinden. Und lediglich zwei Knoten sind Vollknoten, die die gesamte Datenbank speichern.
Diese EOS-Blockchain-Datenbank ist in knapp einem Jahr bereits auf eine Größe von 1,4 Terrabyte angewachsen und wächst schnell weiter. Was zu der Frage führt, wie diese Datenbank in Zukunft überhaupt noch gespeichert werden soll, geschweige denn stärker dezentralisiert werden kann ?
Die Kritik an EOS bezüglich der Idee einer dezentralen und öffentlichen Blockchain dürfte also nicht ganz unberechtigt sein. Verfechter der ursprünglichen Blockchain-Idee konzentrieren sich daher auf andere, dezentralere Projekte, und werden nicht müde, diese Idee zu bewerben und verständlich zu machen.
Gerade vor dem Hintergrund des Datenklaus und Datenmissbrauchs, sowie der zunehmenden Zensur in sozialen Medien sollte die Sensitivität gegenüber zukünftigen digitalen Projekten eigentlich stark steigen, und jeder sollte zunächst fragen, wie sicher ein Projekt bezogen auf den Schutz der eigenen Daten und der möglichen Zensur und Manipulation ist.
Blockchain ist nicht Blockchain. Ein öffentliches, dezentrales Netzwerk unterscheidet sich sehr stark von einem privaten, zentralisierten. Letzteres kann im Gegensatz zu ersterem den Zugang beschränken, den Datenfluss kontrollieren und alle Daten einsehen und zentral verwalten.
Da nimmt es wenig Wunder, wenn nun gerade die größte amerikanische Bank angekündigt hat, eine eigene, also private Kryptowährung zu entwickeln und einzuführen, den JPMcoin. Und bereits kurz nach der Bekanntgabe eröffnet der CEO, Jamie Dimon, dass dieser Coin auch massentauglich sein kann.
Insbesondere Banken stehen öffentlichen Kryptowährungen selbstredend sehr kritisch bzw. ablehnend gegenüber, weil diese das Bankgeschäft der Zukunft bedrohen könnten. Gerade Jamie Dimon hatte sich in den vergangenen Monaten immer wieder sehr negativ gegenüber Bitcoin und Kryptowährungen geäußert, sie sogar als Betrug bezeichnet.
Gerade hat nun auch Facebook angekündigt, noch im ersten Halbjahr 2019 einen eigenen Coin zu bringen. Und andere Konzerne und selbst Zentralbanken sind in der Vorbereitungsphase eigener privater Blockchains und Kryptowährungen.
Bill Barhydt, der CEO der Investment-App (und Multicurrency-Wallet) Abra, und einer der Pioniere des Internets, erklärte kürzlich in einem Forum, dass private Unternehmensblockchains eine schwachsinnige Idee und Quatsch sind und krachend scheitern werden, weil sie keinen Sinn machen. Ähnlich äußerte sich Jimmy Song, ein Bitcoin-Entwickler, bereits 2018.
Die Frage dürfte jedoch lauten, ob die Menschen und zukünftigen Anwender den Unterschied kennen und bemerken, und ob er ihnen wichtig ist. Bislang scheint es eher so zu sein, dass die Masse nur wenig Interesse am Schutz ihrer persönlichen Daten hat, wenn dagegen Gewohnheit, Bequemlichkeit und Schnelligkeit stehen.
Und das dürften auch diejenigen wissen, die private Blockchains und Coins anbieten, um auch weiterhin ihr profitables Geschäft mit der Datenkontrolle und -nutzung zu betreiben.
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