Um Kryptowährungen oder Blockchain-Projekte zu bewerten, sollte man sich mit der Funktionsweise der Token innerhalb des Blockchain-Ökosystems beschäftigen und dieses auf die Verteilung der Token/Coins hin untersuchen, sowie die Art und Weise analysieren, wie sie dazu verwendet werden können, Stabilität und positives Verhalten im Netzwerk zu fördern. Diese Untersuchung und Analyse erfolgt anhand der sogenannten Tokenomics, die im Prinzip der Geldpolitik entspricht und als die Wissenschaft der Token-Ökonomie angesehen werden kann.
Tokenomics besteht aus zwei Wörtern: "Token" und "Wirtschaft". Tokenomics ist die Qualität eines Tokens, die Benutzer / Investoren davon überzeugen soll, das Projekt als seriös anzusehen und ggfs. zu investieren. Es geht darum, den Wert des Projektes und die Stabilität und den Wert des Tokens einzuschätzen.
Die Tokenomics deckt alle Aspekte ab, die das Erstellen, Verwalten und manchmal Entfernen von Token bzw. Coins aus einem Netzwerk betreffen.
Es geht dabei im Einzelnen um folgende Aspekte:
Die wichtigste Frage ist wohl die, wie die definierte Tokenanzahl tatsächlich verteilt wird. Dabei schaut man auf die prozentuale Verteilung auf z.B. die Team-Mitglieder, den privaten Verkauf, den öffentlichen Verkauf und auf Marketingmaßnahmen (z.B. Airdrops oder Bonusprogramme). Diese Informationen sollten im Detail im Whitepaper des Projekts nachzulesen sein. Es ist auch wichtig, die Sperrfrist für Token zu überprüfen, die dem Team und den Beratern übertragen werden. Man sollte davon ausgehen, dass Gründer bzw. Projekt-Teams daran interessiert sind, Token langfristig zu halten, die entsprechenden Token also eine lange Sperrfrist haben, bevor sie veräußert werden dürfen.
Projekte müssen in der Lage sein, Token bzw. Coins an potenzielle Benutzer zu verteilen. Nur dann kann das Netzwerk existieren und funktionieren. Dies kann auf verschiedene Arten erreicht werden. Die Netzwerke belohnen Prüfer oder Bergleute in Abhängigkeit vom verwendeten Konsensus-Algorithmus mit neu geprägten Token/Münzen. Zu Beginn eines Projektes wird normalerweise ein Großteil der Token an Investoren verkauft. Dazu kann mich sich verschiedener Prozesse bedienen: z.B. ICOs, IEOs oder private Vorverkäufe.
Blockchain-Projekte unterscheiden sich zum Teil erheblich in ihrer Token-Verteilung. Der größte Teil der Token sollte jedoch für den öffentlichen Erwerb zur Verfügung stehen, und der Anteil des Teams sollte eher gering ausfallen.
Das nächste, was untersucht werden muss, um eine korrekte Perspektive auf die Tokenomics des Projekts zu erhalten, ist der reale Nutzen des Tokens, der daher auch oft als Utility-Token bezeichnet wird. Die Frage lautet, ob das Projekt bzw. der Token einen realen Wert auf den Markt bringt ? Der Wert des Token ist höher, je stärker die Plattform des Projekts vollständig vom Token abhängig ist, der Token also einen erkennbaren Wert besitzt. Daraus folgt, ob es sich lohnen kann, in das Projekt zu investieren.
Kryptowährungen sind für ihre Volatilität berüchtigt. Dies ist ein Problem, da Schwankungen Spekulanten anziehen, die das Netzwerk daran hindern können, ordnungsgemäß zu funktionieren, indem sie massenhaft kaufen und verkaufen.
Projekte können dem entgegenwirken, indem sie sicherstellen, dass genügend Münzen vorhanden sind, um dem Versorgungsniveau zu entsprechen. Dies trägt dazu bei, einen stabilen Preis für die Münze zu schaffen, der die Menschen dazu ermutigt, die Token für das zu verwenden, wofür sie entwickelt wurden.
Das Kernteam hinter jedem Projekt legt die Regeln fest, wie Token erstellt oder geprägt werden und wie sie in das Netzwerk injiziert und daraus entfernt werden. Dazu gibt es unterschiedliche Ansätze.
Projekte können neben bereits ausgegebenen Token auch in Reserve gehaltene Token enthalten, die zu einem späteren Zeitpunkt in das Ökosystem aufgenommen werden können, um das Wachstum zu fördern oder die Systemwartung zu bezahlen. Andere Projekte verfolgen den Ansatz, deflatorisch zu funktionieren und nach und nach Token aus dem Kreislauf herauszunehmen, was gerne als "verbrennen" bezeichnet wird.
Einige Netzwerke bieten Anreize für Benutzer, Token zu besitzen, zu halten und im Netzwerk zu verwenden, um zu verhindern, dass Spekulaten sogenannte Hodling-Münzen verwenden, die dem Netzwerk entzogen werden, und um zu gewährleisten, dass das Netzwerk so verwendet wird, wie es entworfen wurde. Dazu dienen u.a. die unterschiedlichen Konsensus-Algorithmen.
Bei Proof-of-Work (PoW - Bitcoin) besitzen die Miner eine große Macht und Einflussnahme, weil sie neue Coins schöpfen und sie nach ihren Entscheidungen dem Netzwerk zur Verfügung stellen.
Proof-of-Stake-Systeme (PoS - z.B. Cardano), bei denen Validatoren und/oder Besitzer ihre eigenen Token/Coins tatsächlich im Netzwerk einsetzen, tragen dazu bei, das Netzwerk zu sichern und stabil zu halten, und dass sie ehrlich und fair handeln und dem Netzwerk nicht schaden. Wenn sie sich nicht an die Regeln halten, können ihre Token verfallen.
Andere Konsensus-Mechanismen verfolgen dasselbe Ziel mit etwas anderen Technologien.
Desweiteren sind Tokenbesitzer bei vielen Projekten dazu berechtigt, an Entscheidungen zur Projektentwicklung teilzuhaben, so dass eine möglichst breite Entscheiderbasis gefunden wird und das Projekt demokratisch vorangetrieben wird. Voraussetzung ist, dass die Token dem Netzwerk zur Verfügung gestellt werden, also quasi eingefroren werden und dem (spekulativen) Handel entzogen sind. Bei großen PoS-Projekten wie Cardano, Tezos oder Polkadot ist ein hoher Prozentsatz an Token/Coins so eingefroren (gestaked), was von Vertrauen zeugt und den Wert steigert.
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